Wir alle kennen den berühmten Ausruf „Game, Set, Match“ – und genau in dieser Reihenfolge läuft auch ein Tennismatch ab. Mehrere Punkte ergeben ein Game, mehrere Games einen Satz, und wer genügend Sätze gewinnt, entscheidet das Match für sich. Wenn man aber das erste Mal ein Tennismatch schaut oder selbst auf dem Platz steht, sorgt die Zählweise fast immer für Verwirrung. 15, 30, 40… und dann Spiel? Warum nicht einfach 1, 2, 3? Tatsächlich ist diese eigenwillige Zählweise ein Stück Tennisgeschichte und gehört zu den charmantesten Eigenheiten dieses Sports. Und die Tendenz ist klar: Wer sie einmal verstanden hat, liebt sie.
Die Geschichte der Tennis-Zählweise reicht weit zurück ins mittelalterliche Frankreich. Damals spielte man ein Spiel namens Jeu de Paume, bei dem Punkte auf Uhren gezählt wurden. Der Zeiger sollte pro gewonnenem Punkt eine Viertelstunde weiterwandern. Also: 15 Minuten entsprechen 15 Punkten, 30 Minuten sind 30 Punkte, 45 Minuten – 45 Punkte und bei 60 war das Spiel zu Ende. Später wurde aus dem „45“ ein „40“, vermutlich weil es einfacher und schneller auszusprechen war und sich besser in den Spielfluss einfügte. Eine exakte Begründung kennt heute niemand mehr, aber die Vermutung liegt nahe.
Gezählt wird im Tennis auch heute noch in dieser traditionellen Weise: Kein Punkt bedeutet 0, und statt „Null“ sagt man „Love“. Woher dieser Begriff kommt, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Eine der bekanntesten Erklärungen führt den Begriff auf die französische Sprache zurück. Dort steht l’œuf – das Ei – für die Null, weil ein Ei wie eine 0 aussieht. Daraus könnte im Englischen über die Jahre „Love“ geworden sein. Eine andere, ebenso schöne Theorie stammt aus den Niederlanden. Im 17. Jahrhundert wanderten viele Holländer:innen aus religiösen Gründen nach England aus. Sie spielten nicht um Geld, sondern aus Ehre – aus „Love“ zum Spiel. Der oder die Verlierende ging zwar leer aus, behielt aber seine Ehre, und das wurde sinnbildlich mit „Love“ bezeichnet. Eine belegbare Erklärung gibt es bis heute nicht. Was bleibt, ist ein charmantes Stück Tennisgeschichte und ein Begriff, der dem Sport bis heute seinen besonderen Charakter verleiht.
Aber zurück zum Zählen: Der erste Punkt bringt 15, der zweite 30, der dritte 40 und der vierte Punkt entscheidet das Spiel – allerdings nur, wenn dabei zwei Punkte Vorsprung vorhanden sind. Und genau hier wird es spannend. Wenn beide Spielenden bei 40 stehen, nennt man das „Deuce“. Der Begriff kommt vom französischen „à deux“ und bedeutet sinngemäß „zwei Punkte Unterschied sind nötig“. Ab diesem Moment braucht es zwei Punkte in Folge, um das Spiel zu gewinnen. Der erste Punkt nach Deuce bringt den Vorteil – im Englischen „Advantage“ – für die Spielerin oder den Spieler, die ihn macht. Gelingt direkt darauf noch ein Punktgewinn, ist das Spiel entschieden. Verliert man jedoch den Ballwechsel nach Vorteil, geht es zurück auf Deuce. Das kann sich theoretisch unendlich oft wiederholen und sorgt in engen Spielen immer wieder für dramatische Momente und Nervenkitzel.

Ein Satz ist gewonnen, sobald eine Spielerin oder ein Spieler sechs Spiele für sich entschieden hat und dabei mindestens zwei Spiele Vorsprung hat. Bei einem Spielstand von 6:4 oder 7:5 ist der Satz vorbei. Steht es 6:6, wird in den meisten Turnieren ein sogenannter Tiebreak gespielt. Der Tiebreak ist ein Spiel im Spiel mit einer anderen, sehr viel einfacheren Zählweise: Gezählt wird hier einfach 1, 2, 3 und so weiter, und gewonnen hat, wer zuerst sieben Punkte erreicht und dabei ebenfalls mindestens zwei Punkte Vorsprung hat.
Je nach Turnier und Kategorie wird entweder auf zwei Gewinnsätze (best of three) oder drei Gewinnsätze (best of five) gespielt. In Grand-Slam-Turnieren wie Wimbledon, den US Open, den Australian Open und den French Open treten die Herren im Einzel über drei Gewinnsätze an, während bei den Damen sowie im Doppel und Mixed in der Regel nur zwei Gewinnsätze gespielt werden. Bei Doppel-Matches wird der mögliche dritte Satz häufig durch ein Match-Tiebreak ersetzt, das bis zehn Punkte gespielt wird – ebenfalls mit mindestens zwei Punkten Vorsprung. Das spart Zeit und Kraft und bringt dennoch eine spannende Entscheidung.
Diese auf den ersten Blick komplizierte Zählweise ist ein fester Bestandteil der DNA des Tennissports. Sie macht das Spiel einzigartig und sorgt für Spannung bis zum allerletzten Punkt. Im Gegensatz zu Sportarten mit festgelegter Spielzeit kann man im Tennis nie sicher sein, wann ein Spiel oder Match vorbei ist – was immer wieder für packende Comebacks und emotionale Dramen sorgt. Auch wenn Tennisneulinge anfangs daran zu knabbern haben: Die Zählweise gehört dazu wie das Netz und der Schläger. Sie gibt dem Spiel Struktur, Spannung und historische Tiefe. Und wer sie einmal verstanden hat, merkt schnell, wie genial sie das Spieltempo und den Nervenkitzel steuern kann.
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