Wer an Tennis denkt, hat meist sofort rote oder grüne Plätze im Kopf. Besonders in Europa ist Sandplatztennis weit verbreitet – aber warum eigentlich? Was macht die Matches auf Sand so besonders und warum lieben so viele Spieler:innen genau diesen Belag?

Tatsächlich ist der Sandplatz einer der traditionsreichsten Untergründe im Tennissport. Seine Geschichte beginnt im 19. Jahrhundert im südlichen Frankreich. Damals wurde noch überwiegend auf Rasen gespielt. Doch der war pflegeintensiv, teuer und konnte bei hoher Belastung schnell uneben und rutschig werden. Besonders in warmen, trockenen Regionen wurde der Rasen durch feinen Ziegelmehl-Sand ersetzt – und so war der Sandplatz geboren.
Was steckt eigentlich in einem Sandplatz? Von außen sieht man nur die rote, staubige Oberfläche – doch unter einem Sandplatz steckt mehr, als man denkt. Damit ein Tennisplatz auf Sand überhaupt bespielbar bleibt, braucht er einen cleveren Aufbau aus mehreren Schichten. Ganz unten liegt eine Schicht aus Kies und Schotter, damit Regenwasser schnell abfließen kann. Darüber folgt eine Lage aus Ziegelbruch oder Lavagestein, die Feuchtigkeit speichert und den Platz stabil hält. Den Abschluss bildet das berühmte Ziegelmehl – die feine, rote Sandschicht, auf der gespielt wird. Sie sorgt für den typischen, hohen Absprung des Balls und ermöglicht das kontrollierte Rutschen, das Sandplatztennis so besonders macht. Damit das alles funktioniert, wird der Platz regelmäßig gewässert, abgezogen und ausgebessert – besonders an heißen Tagen, damit der Sand nicht zu staubig wird und sich gleichmäßig verteilt.
Sand hat ganz besondere Eigenschaften, die das Spiel entscheidend beeinflussen. Im Vergleich zu Hart- oder Rasenplätzen ist ein Sandplatz langsamer. Das bedeutet: Der Ball springt höher ab und verliert mehr Geschwindigkeit. Spieler:innen haben dadurch etwas mehr Zeit für ihre Schläge, und längere Ballwechsel sind typisch. Wer gerne strategisch und ausdauernd spielt, liebt diesen Belag. Für harte Aufschläger:innen oder Spieler:innen, die schnell den Punkt suchen, ist Sand dagegen oft eine größere Herausforderung.

Man spielt auf Sandplätzen im Schnitt fast doppelt so viele Ballwechsel pro Match wie auf Rasen! Während auf Rasen ein Punkt meist nach zwei bis vier Schlägen entschieden ist, sind es auf Sand häufig sechs bis neun – manchmal sogar deutlich mehr. Deshalb gelten Sandplatz-Matches als besonders kräfteraubend, taktisch anspruchsvoll und ein echter Test für Geduld und Ausdauer.
Ein weiterer Vorteil: Sand ist gelenkschonender als harte Plätze. Durch die weichere Oberfläche werden Stöße beim Laufen und Rutschen abgefedert, was besonders bei intensiven Matches spürbar ist. Die berühmten „Slides“, bei denen Spieler:innen in den Schlag hineinrutschen, sind eine echte Sandplatz-Spezialität und begeistern immer wieder die Zuschauer:innen.
Ein Nachteil bleibt allerdings: Sandplätze sind wetteranfällig. Nach starkem Regen sind sie nicht sofort wieder bespielbar und müssen erst abtrocknen und abgezogen werden. Dafür haben sie bei trockenen Bedingungen ein wunderbares, mediterranes Flair und gehören fest zur Tenniskultur dazu. Wer in den letzten Jahren die Leipzig Open verfolgt hat, weiß, dass wir wegen Regenschauern immer wieder Spiele verschieben mussten, weil die Plätze erst wieder spielfähig gemacht werden mussten. Unser Court Service Team ist dann im Dauereinsatz – einige verregnete Turniertage in den letzten Jahren haben ihnen wirklich viel Arbeit beschert, damit die unterbrochenen Spiele auf bestmöglich vorbereiteten Plätzen weitergeführt werden konnten. Genau das gehört beim Sandplatztennis eben auch dazu – und macht das Drumherum manchmal genauso spannend wie das Spiel selbst.
In der professionellen Tour hat sich rund um den Sandplatz sogar eine eigene Saison entwickelt – die berühmte Clay Court Season. Sie gipfelt in den French Open in Paris, dem einzigen Grand-Slam-Turnier auf Sand. Dort zeigt sich Jahr für Jahr, wer das beste Ausdauer- und Taktikspiel auf diesem Belag beherrscht.
Und für alle, die das einmal live erleben wollen: Bei den Leipzig Open könnt ihr internationales Sandplatztennis hautnah erleben! Spitzenspieler:innen aus aller Welt kämpfen hier um Punkte und Titel. Kommt vorbei, genießt das einmalige Flair und erlebt, was das Besondere am Tennis auf Sand ausmacht.
Fun Fact: Wusstet ihr übrigens, dass es nicht nur roten Sand gibt? In Südamerika und Teilen von Nordamerika werden häufig grüne Sandplätze genutzt, sogenannte Har-Tru-Plätze. Sie sind etwas schneller als der klassische europäische Sandplatz, aber immer noch deutlich langsamer als Hardcourt oder Rasen.